Bei den Jugendmannschaften 1 bis 3 des Schachklub Kelheim herrschte vor dem letzten Spieltag am Samstag Hochspannung. Während SKK 1 und SKK 2 um den Klassenerhalt in der U20 Bayernliga respektive Landesliga Süd kämpften, ging es für SKK 3 um den Meistertitel in der Oberpfalzliga.
Im Vorfeld hatten drei unserer Stammspieler abgesagt, was die Mission natürlich nicht einfacher machte. Dabei hatten die Jugendleiter Lena und Corni im Grunde gar keine andere Wahl, als den Fokus auf die erste Mannschaft zu richten, denn im Falle eines Abstiegs in die Landesliga hätte die zweite automatisch von dort weichen müssen. SKK 2 in Bestbesetzung spielen zu lassen, die mit Rang 5 auf den ersten Blick die bessere Ausgangssituation zu haben schien gegenüber SKK 1 auf Rang 8, hätte also keinen Sinn ergeben. Und bei dem ganzen Wechselspiel die Dritte bei ihren Titelambitionen nicht allzu sehr zu schwächen, das war die Gratwanderung.
SK Kelheim I (U20 Bayernliga)
Unsere Erste war schon vorletzte Saison in die U20 Bayernliga aufgestiegen, der höchsten Jugendliga, die man in Bayern spielen kann, und hatte sich dort mit Platz 3 grandios geschlagen. In dieser Saison jedoch war von Anfang an der Wurm drin. Das begann schon mit dem ersten Spieltag, der wegen einer Autobahnvollsperrung verpasst wurde – hier ist immer noch ein Schiedsverfahren anhängig, ob die Begegnung mit Erlangen wiederholt wird oder nicht – und wurde mit zwei vergebenen Chancen beim Heimspieltag nicht besser. Es dauerte bis Runde 4 ehe der erste Saisonsieg geholt werden konnte. In der Liga lag die Mannschaft durchgehend ganz hinten.
Am letzten Spieltag standen der SF Augsburg in Runde 6 und in Runde 7 der SF München an, beides direkte Nachbarn in der Tabelle. Daher hatte es unser Team zum Glück noch selbst in der Hand, den Klassenerhalt zu sichern und musste nicht auf Wunder an externen Schauplätzen hoffen. Die Vormittagsrunde entfiel überraschend und wurde kampflos 6-0 für uns gewertet, da der SF Augsburg abgesagt hatte. Das ist ganz bitter für den Deutschen U20-Meister von 2020: Da sie wegen der Doppelrunden in dieser Liga gleich zwei Durchgänge verpassten, heißt es für die Augsburger nicht “Abstieg und weiter in der Landesliga”, sondern “Ausschluss auf Landesebene”. 😮 Wir wünschen der sympathischen Truppe eine baldige Rückkehr in die Bayerischen Ligen!
Für unser Team war das kampflose 6-0 nur auf den ersten Blick ein Geschenk. Da sämtliche Runden für alle Gegner Augsburgs rückwirkend mit 6-0 gewertet wurden, brachte das unser Team auch nicht wirklich weiter. Die Entscheidung musste in der letzten Runde gegen SF München fallen. Florian Gold, Peter Hahn, Citra Bangsa-Giesen, Luca Koch, Valentina Neumeier und Arthur Sitnik hatten die Jugendleiter für den Einsatz auserkoren und machten sich zusammen mit Mannschaftsführer Sebastian Piehler auf den Weg nach Regensburg.
Schon nach weniger als einer halben Stunde war Peter mit einer Mehrfigur unterwegs und dieses Heft ließ er sich auch nicht mehr aus der Hand nehmen. Kurz vor 16 Uhr – Rundenbeginn war um 15 Uhr – meldete Piehler 1-0 durch Peters Sieg. Eine halbe Stunde später legte Arthur auf Brett 6 nach, erhöhte auf 2-0, und eine weitere dreiviertel Stunde später toppte Floh am Spitzenbrett das noch einmal auf 3-0. Ein Unentschieden war damit schon mal gesichert.
Dann jedoch folgten ein paar Rückschläge: „Citra hat verloren und bei Leni sieht’s nicht gut aus“ meinte Piehler im Chat. Wenige Minuten später folgte gar das 3-2, nachdem Luca in eigentlich gewonnener Stellung im Eifer des Gefechts einen angegriffenen Turm hatte stehen lassen. Sein Gegner blitzte die Züge regelrecht raus und leider ließ er sich davon wohl anstecken. Womöglich fehlte da nur etwas Routine, denn Luca saß zum ersten Mal nach einer dreijährigen (!) Pause wieder am Brett, um dem Verein beim Saisonfinale aus der Patsche zu helfen. Ganz großer Respekt an dieser Stelle, sich für das Comeback gleich an eine Bayernliga-Partie zu wagen.
Nun kämpfte nur noch Leni und aufgrund der verworrenen Situation mit den nachträglich genullten Augsburg-Partien war nicht direkt klar, ob ein Mannschaftsunentschieden auch reichen würde für den Klassenerhalt. Im Nachhinein wissen wir: hätte es nicht, da wegen des Augsburg-Ausschlusses gleich drei Mannschaften die Liga verlassen müssen. Die Spieler von SKK 2 und 3 trudelten derweil schon beim abendlichen Grillfest ein, als Leni sich in Regensburg immer noch gegen die drohende Niederlage stemmte. Irgendwann kam auch noch Zeitnot dazu. Erst um 19:11 Uhr – zu dem Zeitpunkt war das Grillfest längst in vollem Gange – kam endlich die erlösende Nachricht, Leni habe Remis, was den 3,5-2,5-Mannschaftssieg sicherte.
In der Tabelle machte SK Kelheim I am letzten Spieltag einen großen Sprung von Rang 8 auf 5 und stellte so den Verbleib in der U20 Bayernliga sicher. Sollte die Begegnung mit Erlangen neu angesetzt werden, ist im Falle eines Sieges sogar noch Rang 4 drin. Ein versöhnlicher Ausgang einer schwierigen Saison.
Nachtrag: und so ist es tatsächlich gekommen, allerdings anders als von uns beabsichtigt.
SK Kelheim II (U20 Landesliga Süd)
Im vergangenen Jahr gewann unsere zweite Jugendmannschaft die U20 Oberpfalzliga souverän mit 10:0 und durfte nach einer ebenfalls erfolgreichen Relegation in die U20 Landesliga Süd aufsteigen. Damit war der SK Kelheim bayernweit neben dem FC Ergolding der einzige Verein, der gleich zwei Jugendmannschaften überregional im Einsatz hatte.
Allerdings musste unsere Zweite früh feststellen, dass in der Landesliga ein anderer Wind weht als auf Bezirksebene. Meist hatte unser Team mit den niedrigsten DWZ-Schnitt der Runde. Angesichts dessen hielt sich die Mannschaft wacker: Die Begegnungen mit in etwa gleich starken Gegnern wurden beide gewonnen, die Runden gegen die “übermächtigen”, die teils mit einem 1800er-Schnitt antraten – so stark war nicht mal unser Brett 1, geschweige denn unser Schnitt – jedoch deutlich verloren.
Die Situation wurde im Zuge der nachvollziehbaren Bemühungen der Jugendleiter, die erste Mannschaft für das Finale möglichst stark aufzustellen, logischerweise nicht besser und so musste Kelheim II ausgerechnet gegen den Tabellendritten und den Tabellenführer mit nur einem 1300er-Schnitt in die Finalrunden gehen. Michael Gold, Konstantin Neumeier, Pandu Bangsa-Giesen und Leonhard Dauerer, der sein Debüt auf Bayerischer Ebene gab, fuhren mit Mannschaftsführer Cornelius Mühlich nach München und gaben dort ihr Bestes. Dennoch waren zwei schmerzhafte 0-4-Niederlagen nicht zu vermeiden.
Trotz allem war der Klassenerhalt nicht völlig ausgeschlossen: wenn Haunstetten gegen Schaibing gewonnen hätte und jene zu Saisonbeginn nicht ein 4-0 durch Fernbleiben des Gegners geschenkt bekommen hätten. Hätte, hätte, Fahrradkette… In der Realität führt die Tabelle unsere zweite Mannschaft auf Rang 7 und damit ist das Abenteuer Landesliga nach nur einer Saison leider schon wieder vorbei. Ein letzter Strohhalm: durch den Ausschluss Augsburgs von den bayerischen Ligen ist nun eigentlich eine Mannschaft zu wenig da. Möglicherweise steigt daher nur eine Mannschaft ab und nicht zwei. Aber das muss sich zeigen, was der Spielleiter bzw. das Regelwerk für so einen seltenen Fall vorsieht. Nachtrag von Spielleiter Sörgel: “Ein Klassenverbleib ist nur möglich, wenn Mannschaften auf den Plätzen 1-5 auf einen Start in der kommenden Saison verzichten.” Nach-Nachtrag: aufgrund mehrerer Umstände wird die zweite U20-Mannschaft des SKK auch in der Saison 2023/24 in der Landesliga bleiben.
SK Kelheim 3 (U20 Oberpfalzliga)
Die Ausgangslage bei der dritten Jugendmannschaft war auf den ersten Blick rosig. Schon seit einer Weile stand das Team an der Spitze der U20 Oberpfalzliga und nicht weniger als der Meistertitel war hier das Ziel. Bei genauerer Betrachtung jedoch gestaltete sich die Mission kniffliger als sie aussah, denn aufgrund der ungeraden Anzahl an Mannschaften in dieser Liga hatte immer ein Team Pause; und Kelheim war als letzter dran mit pausieren. Man brauchte also ein saftiges Polster, um am Ende nicht einfach überholt zu werden.
Korbinian Pritschet, Maxim Weinberger, Leonhard Neumeier und Boris Bondarenko machten sich zusammen mit Mannschaftsführer Martin Blodig auf nach Roding, um dort gegen SF Tegernheim 2 anzutreten. Zwar lief nicht alles glatt, mit Siegen an Brett 3 und 4 sowie einem Remis an Brett 2 konnte das Team aber den Sieg eintüten und sich die beiden Mannschaftspunkte holen. Alles, was sie selbst noch tun konnten, um den Meistertitel zu sichern, wurde getan. Ganz stark “Neuling” Boris, der zum ersten Mal in dieser Mannschaft auf Bezirksebene antrat und gleich einen Sieg davon trug.
Nun hieß es Daumen drücken und warten, was in der letzten Runde noch passiert. Doch die direkten Verfolger SF Tegernheim 1 und SC Bavaria Regensburg 2 hatten ihre Hausaufgaben im Vorfeld gemacht. Schon vor Rundenstart war klar, dass unsere Mannschaft ein Sitting Duck ist, wie die Engländer so schön sagen: egal ob Tegernheim oder Regensburg ihr direktes Duell in Runde 7 gewonnen hätten, SKK 3 wäre überholt worden. Ein einziges Ergebnis hätte zu einem geteilten Platz 1 mit Bavaria geführt: ein exaktes 2,5-1,5 für Bavaria. Aber darauf zu hoffen, war natürlich utopisch. Am Ende gewann Tegernheim 1 gegen Bavaria 2 und sicherte sich verdient den Meistertitel in der U20 Oberpfalzliga. Herzlichen Glückwunsch.
Unser Team ging als Vizemeister durchs Ziel und kann ebenfalls stolz darauf sein. Der Titel wurde nicht an diesem Wochenende verspielt, sondern schon davor. Das Unentschieden gegen Tegernheim 1 oder die Niederlage gegen Bavaria 2 im Winter war der Tropfen zu viel im Fass.
Saisonabschluss-Grillen
Am Abend trafen sich die drei Jugendmannschaften beim Grillen, um die Saison in entspannter Atmosphäre ausklingen zu lassen. Die Jugendleiter Lena und Corni bedankten sich bei den Mannschaftsführern und Betreuern Martin, Sebastian und Robin für ihr Engagement, sowie den Gastgebern, Köchen, Bäckern, Einkäufern,… der Abschlussfeier und lobten die Kids für ihren Kampfgeist. Zudem wurde Floh geehrt, für den es zwangsläufig der letzte Einsatz in der Jugend war. Nach dem Essen standen interessante Unterhaltungen, Uno und – Überraschung – Schach auf dem Programm. Erst um 23 Uhr lichteten sich die Reihen langsam.
Langweilig wird’s den Kids bis zum Start der neuen Saison im Herbst aber nicht werden. Nun stehen die U12- und U16-Mannschaftsmeisterschaften auf dem Programm, wo es um die Qualifikation zur DVM 2023 geht, und natürlich die Einzelmeisterschaften wie OSEM, BJEM, evtl. DEM; der OSJ-Cup läuft auch noch… Action ist also auch weiterhin geboten.
Dazu gab es auch Zeitungsartikel:
- U20-Schachstrategen vom SK Kelheim bleiben in der Bayernliga (MZ, 15.03.2023)
- U20-Schachstrategen vom SK Kelheim bleiben in der Bayernliga (Heimsport, 15.03.2023)
Update
Der verpasste erste Spieltag in der U20-Bayernliga hatte ein Nachspiel am grünen Tisch. Alles weitere dazu hier.