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Das unvollendete DSAM Finale 2025

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Am vergangenen Wochenende fand das Finale der Deutschen Schach-Amateurmeisterschaft 2025 statt. Gleich drei Kelheimer hatten bis zum Schluss Chancen auf das Treppchen, zwei kämpften sogar um den Deutschen Meistertitel. Doch die letzte Runde machte alle Hoffnungen zunichte. Aber der Reihe nach.

Die DSAM richtet sich explizit an ambitionierte Vereinsspieler, nicht an die Profis. Dank der Einteilung in sieben Spielstärkegruppen A bis G soll jeder Teilnehmer möglichst passende Gegner in seiner Kragenweite bekommen. Dass das nicht immer klappt, werden wir später noch sehen. 4134 Teilnahmen verzeichnete das Team des DSB inklusive der eingebetteten Blitz-Turniere in der Saison 2024/25 – abermals ein neuer Rekord seit Bestehen im Jahr 2001.

Wie schon in den letzten beiden Jahren wurde das Finale der Saison 2024/25 wieder im hessischen Bad Wildungen abgehalten. Das waren nicht unbedingt die schlechtesten Vorzeichen, denn vor zwei Jahren holte Laura hier den Damentitel in Gruppe D, letztes Jahr tat es ihr Leni gleich.

Für die 2024/25er-Ausgabe hatten sich Laura Sophie Bauer, Simon Koberstein, Robin Lindner und Roland Neumeier qualifiziert.

Laura war bei den Vorläufen in Potsdam, Ingolstadt, Dresden und Travemünde an den Start gegangen und hatte sich in Ingolstadt als einzige Dame der Gruppe B (1901-2100 DWZ) kampflos qualifiziert. Das konnte sie natürlich so nicht stehen lassen 😉 und qualifizierte sich in Travemünde mit einer Glanzleistung ohne Niederlage quasi nochmal.

Simon war zusammen mit der SKK-Delegation beim „Heimspiel“ in Ingolstadt am Start. Er qualifizierte sich als Fünftplatzierter von Gruppe D (1601-1750 DWZ) fürs Finale. Bei ihm lag im Vorfeld das Augenmerk darauf, dass er nach dem Wechsel auch wirklich unter „SK Kelheim“-Flagge geführt wird. Sonst wären wir für die Vereinswertung einer zu wenig gewesen!

Auch Robin war in Ingolstadt das erste Mal bei einer DSAM und qualifizierte sich ebenfalls auf Anhieb als Fünftplatzierter in Gruppe F (1201-1450 DWZ). Dabei war er in Ingolstadt als Jugendleiter auch noch für die Betreuung der zahlreichen Kelheimer eingespannt.

Und als Vierter im Bunde der Kelheimer war ich am Start. Eigentlich nur als Chauffeur für Leni mitgefahren, die in Ingolstadt und Dresden versuchte, in ihrer neuen knackigeren Gruppe C ein Ticket fürs Finale zu ergattern, um ihren Titel verteidigen zu können (letztlich vergeblich), verlor ich beim letzten Versuch in Sachsen nur gegen den Turniersieger und qualifizierte mich praktisch „versehentlich“ fürs Finale in Gruppe G.

Den besten Turnierverlauf in Bad Wildungen hatte Simon. Er legte mit zwei Siegen zum Auftakt los wie die Feuerwehr, ärgerte sich nach Runde 3 über das Remis – Zitat: „Das muss ich gewinnen! Hab mich nur nicht getraut, den Turm zu opfern“ – und ließ sich auch in Runde 4 nicht aus der Ruhe bringen, nachdem er zwei Bauern eingestellt hatte. In der Zeitnotphase drehte er die Partie und gewann.

Damit lag Simon vor der letzten Runde punktgleich mit Spitzenreiterin WCM Lilian Schirmbeck auf Platz 2. Was für eine fulminante Performance! Da die beiden den Titel in der Schlussrunde im direkten Duell gegeneinander austrugen, hatte er es selber in der Hand und musste nicht auf irgendwelche glücklichen Umstände in einer anderen Begegnung hoffen.

Dummerweise ging es in Runde 5 schon früh in die falsche Richtung. Bei einer immer brüchiger werdenden Königsstellung fand die Gegnerin die richtigen Züge, um diese Schwäche auszunutzen und so gelang es ihr, Simons Monarchen freizulegen. Bei matt in acht gab er letztlich auf. So war der Traum vom Titel ausgeträumt. Da viele der Verfolger in der letzten Runde aber remisierten, reichte der Vorsprung aus, um immerhin Rang 6 nach Hause zu retten und damit den Sprung aufs Podest zu schaffen.

Dort überreichten unter anderem DSB-Präsidentin Ingrid Lauterbach und Schachstreamer The Big Greek die Preise. Letzterer war als Analyse-Meister in Bad Wildungen im Einsatz und verriet Robin, dass er den SK Kelheim wegen unseres Mannschaftstools kennt, das insbesondere in der Pandemiezeit häufig Verwendung fand.

Siegerehrung DSAM 2025 Finale Gruppe D (c) Ingrid Schulz, DSB

Bis zur letzten Runde lag auch Laura aussichtsreich im Rennen um den Amateurmeisterinnen-Titel in Gruppe B.

Mitstreiterin WIM Ulrike Rößler war punktgleich, lag aber mit einer deutlich besseren Buchholzwertung vor Laura in der Tabelle. Da Laura überwiegend gegen spielstärkere Gegner ran musste, hatte sie die meisten Partien auf Remis ausgelegt. Das sollte sich nun als nachteilig erweisen, denn plötzlich musste von irgendwo noch ein halber Punkt mehr her, wenn sie den Titel noch packen wollte. Unglücklicherweise kam Laura in der Schlussrunde nicht über ein neuerliches Remis hinaus. Bei gleichzeitigem Sieg ihrer Ferngegnerin wurde es daher leider nichts mit ihrem dritten DSAM-Titel nach 2022 und 2023.

Auch Robin erwischte einen Traum-Turnierstart. Mit abwechselnd einem Sieg und einem Remis lag er bis zur Schlussrunde im erweiterten Spitzenfeld. Ein Remisangebot in Runde 5 lehnte er kämpferisch ab; es hätte auch ihm die Chance auf einen Platz auf dem Siegerpodest eröffnet. Bitter: auch hier ging die letzte Runde verloren, sodass er sich mit Rang 11 abfinden musste.

Mein eigenes Turnier verlief nicht wunschgemäß. Dabei zeigte sich auch wieder eine Schwäche am Turniermodus der DSAM, insbesondere bei den hinteren Gruppen: In meiner Gruppe G sind 1200 DWZ eigentlich das obere Limit, was ich beim Finale, ein halbes Jahr nach dem Stichtag, mit 1202 DWZ selbst schon knapp sprengte. Trotzdem war ich nur auf Platz 32 (!) gesetzt. In Runde 1 bekam ich einen Ukrainer mit 1450 Erst-DWZ ab und in Runde 2 einen jungen ACM, der eben von der Kadetten-WM aus Batumi zurückgekommen war. Die DSAM hat nur 5 Runden, knapp die Hälfte war also schon rum ohne einmal Land gesehen zu haben. Die Runden 3 und 4 gegen nominell Vergleichbare gewann ich schnell, bei letzterer gab der Gegner nach nur neun Zügen in dieser Stellung auf:

Runde 4

In Runde 5 bekam ich jenen Mitstreiter ab, gegen den ich schon in Dresden meine einzige Niederlage bezogen hatte (seine aktuelle DWZ: 1589, also fast 400 über dem Gruppe-G-Limit!) und hatte auch diesmal wenig zu bestellen. So musste ich mich mit 2,0 Punkten aus 5 Runden bescheiden. Dass ich trotz der drei Niederlagen immer noch +30 DWZ-Plus gemacht habe, zeigt, wie aufgeweicht der Gedanke gerade in Gruppe G ist, Gegner möglichst gleicher Spielstärke zu paaren. Dort tummeln sich vom Anfänger über Online-Spieler ohne DWZ (aber mit vielleicht 2200 Lichess-Punkten?) bis hin zu jungen Nachwuchstalenten, die monatliche DWZ-Sprünge von 150 Punkten machen, alle möglichen Spielertypen. Der Ärger darüber betrifft natürlich in erster Linie mich selber – ich mache ja die Züge und keiner zwingt mich schlechte Züge zu machen – aber irgendwie fühlt sich das nicht richtig an.

Da wir zu Viert in Bad Wildungen waren, mischten wir auch bei der Vereinswertung mit. Auch hier lagen wir vor der verheerenden letzten Runde aussichtsreich auf dem dritten Platz.

Nach der Niederlage fast aller Kelheimer in der Schlussrunde ging es noch auf Position 4 zurück.

So mussten wir uns am Abend bei der traditionellen Gala mit einem schönen Dinner trösten und genossen die Siegerehrung, bei der Laura noch das Glück hatte, für ihren korrekten Siegertipp gezogen zu werden und einen Preis von Sponsor Chessbase entgegennehmen zu dürfen.

(c) Ingrid Schulz, DSB

Im Anschluss machten wir uns am Abend, einige auch erst am nächsten Morgen, wieder auf die lange Heimreise und nahmen uns fest vor, in der nächsten Saison wiederzukommen, nachdem die Termine bekanntgegeben wurden.

Für uns Bayern bietet sich natürlich in erster Linie Ingolstadt an. Bad Wildungen und Hannover überschneiden sich mit Jugendspieltagen, Travemünde ist diesmal (zu?) früh für eine Location am Ostseestrand und Potsdam liegt auf dem OJEM-Termin.

Ein besonderes Schmankerl ist das Finale: Es soll zentral beim Schachgipfel 2026 in Dresden stattfinden, zusammen mit der Deutschen Einzel-Meisterschaft der Profis und noch einigen anderen Events im selben Kongresssaal. Da lohnt es sich doch, einen großflächigen Qualifikationsversuch mit einer SK-Armada zu starten! 😎

Hier gibt’s die offiziellen Fotos vom DSB zum DSAM-Finale und hier den Abschlussbericht.

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