
Am 12. Oktober 2025 war es so weit: Der Schachklub Kelheim hat die magische Marke von 200 Mitgliedern geknackt! Ausgerechnet in einer Zeit, in der es heißt, die Gesellschaft würde sich in der digitalen Welt verlieren und so kurz nach der Corona-Pandemie, die Vereinen wegen der Kontaktbeschränkungen und ihrer Nachwirkungen immer noch zu schaffen macht, eine solche Nachricht. Wie passt das zusammen?
Zunächst einmal kann man ja viel behaupten, aber die offizielle Mitgliederliste des SK Kelheim beim DSB lässt sich nicht beirren. 200 Mitglieder stehen da gelistet.

Das Jubiläumsmitglied ist Andreas Meister, der sich jüngst beim 3. DWZ-Pokalturnier in Kelheim spontan dem Verein angeschlossen hat.
Aber 200 Mitglieder – ist das viel? Ohne Kontext lässt sich das schwer einordnen. Daher werfen wir einen Blick auf den eigenen Bezirk. Der SK Kelheim spielt ja – obwohl Kelheim geografisch bekanntlich in Niederbayern liegt – historisch begründet seit jeher im Bezirk Oberpfalz. Dort finden wir eine aktuelle Vereinsliste mit Stand September 2025, also erst wenige Wochen alt.

Diese weist den SK Kelheim als den mit deutlichem Abstand größten Schachverein der Oberpfalz aus. Das ist umso bemerkenswerter, da Kelheim zwar eine Kreisstadt ist, aber eben auch eine Kleinstadt mit weniger als 20.000 Einwohnern und – ganz entscheidend – ohne „Laufkundschaft“ etwa in Form von Studenten, die dem Verein während ihrer Studienzeit Jahr für Jahr vor die Füße fallen. Kelheim hat keine Universität oder FH – ja nicht einmal einen Bahnhof, aber das ist eine andere Geschichte.

Wie viele Mitglieder zählte der SK Kelheim in der Vergangenheit? Einen Einblick gibt die mit viel Herzblut erstellte Festschrift zum 100-jährigen Jubiläum, deren zugehöriger Festakt 2020 aufgrund der Corona-Pandemie leider ausfallen musste.

Das Diagramm startet im Jahr 1994 mit unter 60 Mitgliedern. Kurz vor der Pandemie waren es schon mal knapp 160. Zweihundert ist aber auf jeden Fall ein neuer Höhepunkt.
In der „Chronik und Festschrift“ des Bayerischen Schachbunds anlässlich der Jahrtausendwende lesen wir zu den größten damaligen bayerischen Schachvereinen folgendes:

Vor 25 Jahren hätte es der SK Kelheim demnach zum größten bayerischen Schachverein gebracht, noch vor den einschlägigen Großstadt-Schwergewichten des Freistaats. Damals waren wir nicht mal in dieser Top 10.

Der jüngste Erfolg des SK Kelheim lässt sich klar auf die konsequente und langfristige Jugendarbeit zurückführen – ein Blick auf die Verbandstabelle zeigt: Über 115 Mitglieder sind U20-Jugendliche! Absolut ungewöhnlich für einen Schachverein!
Damit das klappt, hat der SK Kelheim nicht weniger als 13 Trainer, die sich in verschiedenen Kadergruppen um die Spieler und ihr Training kümmern. Dass der SK Kelheim seit einigen Jahren mit aktuellen Meldungen auf der Homepage, in der Zeitung und neuerdings auch auf Social Media vertreten ist, hat sicherlich auch dazu beigetragen. Dank der anhaltenden Medienpräsenz vergeht kaum eine Woche, in der nicht jemand Neues zum Schnuppertraining vorbeischaut.
Ihren Anfang nahm diese Entwicklung Mitte der 1990er-Jahre unter dem damaligen Jugendleiter Stephan Gießmann. Fritz Eichenseer trug sie erfolgreich in den Bereich Schulschach weiter. Zwei Bereiche, die sich gegenseitig verstärkten.


In jüngerer Zeit sind es vor allem zahlreiche Eigengewächse aus dem eigenen damaligen Nachwuchs, die mit ihrem Engagement das Vereinsleben prägen und vorantreiben. Ein Blick in die Team-Liste genügt, um die einschlägig bekannten Namen zu identifizieren.

Heute präsentiert sich der SK Kelheim als ein ganz anderer Verein als noch vor drei Jahrzehnten – moderner, dynamischer und fest in der Jugend verankert. Mittlerweile darf er sich offiziell TOP-Verein Kinder- & Jugendschach nennen, etwas, das nach zeitgenössischen Schilderungen etwa in den 1980er-Jahren als undenkbar galt.
Im Jahr 1920 nach den Wirrungen des 1. Weltkriegs gegründet, hat sich der Schachklub Kelheim in der Zwischenzeit mehrmals neu erfinden müssen. Nach dem 2. Weltkrieg – wie alle deutschen Vereine – ohnehin. Mit einem kurzen Abstecher als Schachabteilung des TSV Kelheim, was aber nur von extrem kurzer Dauer war, zurück zu einem eigenständigen Verein, der interessanterweise nach der Neugründung mehrere Jahrzehnte Schachclub Kelheim hieß – also mit C – was bis in die 2000er-Jahre regelmäßig zu Verwechslungen mit dem Sportclub Kelheim führte, der ebenfalls das Kürzel SC nutzt. Bis der Verein irgendwann wieder so benannt wurde, wie er ursprünglich 1920 gegründet wurde: Schachklub Kelheim – mit K und ohne Verwechslungsgefahr mit anderen Kelheimer Vereinen.

Bundesweit gesehen gibt es selbstredend viele Vereine, die sich mittlerweile auch der Jugendarbeit verschrieben haben und zudem ein deutlich größeres Einzugsgebiet haben, als der SK Kelheim. Ungeachtet dessen würden wir uns selbst hier nach den jüngsten Zahlen in den Top 20 Deutschlands wiederfinden.

Also wie man es dreht und wendet: eine unglaubliche Erfolgsgeschichte, die der SK Kelheim da in den letzten Jahrzehnten hingelegt hat. Die erste Mannschaft spielt, mit wenigen punktuellen Ausnahmen, seit mindestens 40 Jahren praktisch durchgehend in der Landesliga und die Jugend ist seit vielen Jahren bei bundesweiten Wettkämpfen vertreten und vorne mit dabei. Die offizielle Zertifizierung durch die DSJ für den Aufwand, den der SK Kelheim in Sachen Jugendarbeit betreibt, war nur noch das i-Tüpfelchen.

Aber nichts ist so gut, als dass man es nicht auch noch besser machen könnte. Klar, 300 sind mehr als 200, so einfach. 😉 Vielleicht wird der SK Kelheim in 10 Jahren aber auch mal für seine Oberliga-Mannschaft berüchtigt sein, sein Frauenbundesliga-Team, sein Mädchenschach, seine Seniorentruppe, oder zehn statt fünf Erwachsenen-Mannschaften, weil viele Mitglieder, die ohnehin schon da sind, auch tatsächlich wieder aktiv spielen möchten, wer weiß? Stillstand ist Rückschritt – lasst uns diese Erfolgsgeschichte gemeinsam auf natürliche Weise fortschreiben! 😎