In der letzten August-Woche fanden die 96. Bayerischen Einzelmeisterschaften (BEM) in Rosenheim statt. Die Traditionsveranstaltung des Bayerischen Schachbunds lässt sich bis ins Jahr 1886 zurückverfolgen. Mit Florian Gold, Arthur Sitnik und Valentina Neumeier waren auch drei Junioren des SK Kelheim am Start.

Als Verbandsturnier ist die Bayerische Meisterschaft der Erwachsenen nicht offen: Sie speist sich im Wesentlichen aus den Meistern und Vizemeistern der bayerischen Bezirke, den Vorjahreschampions bis Platz 10, zwei Jugendbrettern sowie einigen vielversprechenden Freiplatzempfängern. Floh und Arthur haben vor einigen Monaten auf der Bayerischen Jugend-Einzelmeisterschaft (BJEM) in der U25 den Meister- und Vizemeistertitel erkämpft. Mit dieser grandiosen Leistung konnten sie sich beide Jugendstartplätze für die BEM sichern.

Angeführt wurde die Setzliste von IM Fabian Englert (SK 1982 Klingenberg e.V.) mit einer Elozahl von 2422, der sich als Unterfränkischer Meister qualifiziert hatte. Generell lag die nominelle Spielstärke der meisten Teilnehmer zwischen 2000 und 2400 Elo. Deswegen waren unsere beiden Junioren nur im hinteren Teil der Startaufstellung gesetzt, Arthur gar als Schlusslicht mit etwa 200 DWZ Abstand zum nächsten. Daher musste die Devise bei ihm von Anfang an lauten: „dabei sein ist alles.“ 32 Teilnehmer waren 2025 gemeldet.

Floh musste als Teil der unteren Hälfte der Setzliste zum Start gleich mal gegen einen Top-4-Spieler antreten und verlor. Anschließend gab’s das vereinsinterne Duell gegen Arthur, das man eigentlich nie haben möchte. In der Folge gewann oder remisierte Floh gegen Kontrahenten vergleichbarer Spielstärke und verlor gegen die Leute aus der oberen Hälfte. Unter dem Strich konnte er 4,0 Punkte aus neun Runden zusammentragen, was am Ende für Rang 24 gut war. Da er von Position 20 gestartet war und zudem ein paar Wertungspunkte eingebüßt hat, lässt sich sagen, dass er wohl ein bisschen unter seinen Möglichkeiten geblieben ist. Deswegen hielt sich seine Euphorie bei Turnierende in Grenzen.

Arthur brauchte als U14-Spieler mit nur 1700 DWZ ein ganz dickes Fell bei dieser BEM. Der nominelle Spielstärkeunterschied zu den Topleuten lag bei bis zu 700 DWZ, zu denen, die er tatsächlich als Gegner bekam, bei bis zu 300.

Dennoch war es keineswegs so, dass Arthur hier ständig auf verlorenem Posten stand. Nein, er spielte immer lange gut mit, aber die extrem starken Gegner sind einfach sehr präzise, was auch die Auswertungen zeigten. Und dann reichen eben schon kleine Ungenauigkeiten, damit die Partie abschmiert; oder ein Fehler, der gegen schwächere Gegner gar nicht ins Gewicht fallen würde, weil die selber genügend machen.

Zum Glück konnte sich Arthur in Runde 8 endlich für sein Durchhaltevermögen belohnen und den ersten Punkt erkämpfen. Da ein Teilnehmer vorzeitig abreiste, gab’s in Runde 9 noch einen Spielfreipunkt obendrauf, weshalb er sogar die rote Laterne noch loswurde und die BEM zu einem versöhnlichen Abschluss kam.


Für die Bayerische Frauen-Einzelmeisterschaft (BFEM) muss man sich nicht qualifizieren, da zwischenzeitlich so wenige Teilnehmerinnen am Start waren, dass sie ein Runden- oder gar doppeltes Rundenturnier spielen mussten, um auf eine vernünftige Zahl an Partien zu kommen. Das hat sich in den letzten Jahren zum Glück gebessert und so war das Damenturnier 2025 mit 16 Teilnehmerinnen so gut besucht wie schon seit 2013 nicht mehr. Mit gleich drei ehemaligen bayerischen Meisterinnen und Wertungszahlen bis knapp 2100 Elo wartete zudem starke Konkurrenz auf Leni.

Die startete gleich mal mit zwei Siegen in das Turnier, remisierte gegen die Setzlistenerste und räumte die zweifache Bayerische Meisterin von 2018 und 2019 mit knapp 2050 Elo aus dem Weg, sodass Leni nach Runde 5 sogar die Tabellenführung übernahm. Gegen die üblichen Verdächtigen – sprich: ihre BSJ-Kaderkolleginnen, die sich in- und auswendig kennen – musste sie sich aber auch mit ein paar Remis abfinden, vielleicht mit dem ein oder anderen zu viel. So kam es, dass sie nach der Vorschlussrunde mit einem halben Zähler Rückstand „nur“ auf Position 2 in der Tabelle lag, obwohl sie immer noch ohne Niederlage war.

Am Ende sicherte sich Jana Bardorz vom TSV Rottendorf mit 7,5 Punkten aus neun Runden zum zweiten Mal nach 2022 den Titel der Bayerischen Meisterin mit anderthalb Punkten Vorsprung. Die Entscheidung wäre möglicherweise knapper ausgefallen, doch Leni als ihre schärfste Verfolgerin musste die Schlussrunde krankheitsbedingt auslassen. Dank der besten Buchholzwertung im Feld kamen die Verfolgerinnen mit 6,0 Punkten zwar noch heran, aber nicht mehr vorbei, sodass der Bayerische Vizetitel 2025 nach Kelheim ging.

So konnte Leni, zwar noch etwas wackelig auf den Füßen, aber stolz ihren Pokal und das Preisgeld für Platz 2 entgegennehmen. Mit einer Eloperformance von über 2000 und einem prognostizierten Plus von 78 Punkten lässt sich erahnen, was sie hier für eine Leistung abgeliefert hat. Sie lag durchgehend maximal einen halben Punkt zurück und blieb als einzige Teilnehmerin im gesamten Wettbewerb ungeschlagen. Umso bitterer natürlich der Startverzicht in der Schlussrunde.


Aber Floh, Arthur und Leni waren nicht die einzigen Kelheimer bei dieser Bayerischen Meisterschaft 2025. Simon war als Hauptschiedsrichter im Einsatz und leitete das Turnier gewohnt souverän. Dieses Mal gab’s sogar einen echten Streitfall zu lösen. Nur so viel: Stellungswiederholung ist nicht dasselbe wie Zugwiederholung, was sich scheints auch unter Titelträgern noch nicht vollumfänglich herumgesprochen hat… 😉

Und last but not least war auch ich in Rosenheim im Einsatz und so gibt’s allerhand Berichte und hunderte Fotos von vor Ort auf der BSB-Homepage.