Am ersten Juli-Wochenende fand in Kelheim die Endrunde der bayerischen U14- und U16-Mannschaftsmeisterschaft 2025 statt. Die Teilnehmer hatten sich als Meister ihrer jeweiligen Bezirke für die Vorrunden qualifiziert und konnten sich dort durchsetzen. Nun bestritten die vier besten Teams Bayerns die Titelkämpfe.

Der Kelheim-Vierer war in der Oberpfalz kampflos weitergekommen, da kein anderer Verein den Wettbewerb suchte. Das ist „witzig“, da in den Jahren zuvor ausgerechnet diese Hürde, das Nadelöhr „Bezirksmeisterschaft“, sich als besonders heikel zu überwinden herauskristallisiert hatte. Warum? In der U14 wird die Oberpfalzmeisterschaft im Schnellschach-Modus in einem einzigen Event abgehalten, wo dann tunlichst nichts schiefgehen sollte – und das hat in den letzten Jahren einige Male nicht geklappt.
Auf der Landesebene angekommen wartete in der Vorrunde mit dem SV Seubelsdorf der Bezirksmeister aus Oberfranken, der mit 4:0 souverän in die Schranken gewiesen wurde, sodass der SK Kelheim zusammen mit SW Nürnberg Süd, SK Gräfelfing und FC Bayern München die Endrunde der U14 in Angriff nehmen durfte.

Relativ zentral in Bayern gelegen, wurde Kelheim mit der Durchführung der Endrunde betraut. Da zeitgleich auch das Kreisstadtfest in Kelheim tobte, fand das Turnier einen würdigen Rahmen, bei dem es sich Bürgermeister Christian Schweiger nicht nehmen ließ, die jungen Schachspieler auf die Reise „Jeder gegen Jeden“ im Kampf um die bayerische Meisterschaft und die Qualifikation zur Deutschen Meisterschaft (DVM) zu schicken.

In Runde 1 musste die Heimmannschaft gegen den nominellen Favoriten, den SK Gräfelfing in den Ring. Beiden Teams gelang es in Bestbesetzung aufzulaufen: Moritz Ramming, Arthur Sitnik, Johannes Dombert und Konstantin Neumeier bespielten die Kelheimer Bretter.

Doch das Turnier begann schon nicht optimal! An Brett 4 verrechnete sich Konny früh, dachte er könne Material gewinnen mit einer (zu) schönen Kombination. Stattdessen stellte der Gegner eine Figur mit Gegenangriff dazwischen und so ging Material verloren, was sich nach langem Hin und Her letztendlich auch nicht mehr kitten ließ.


Vorher noch musste Arthur seine Partie verloren geben und auch Johannes stand schon „komisch“, was letztendlich auch in die Binsen gehen sollte. Einzig Moritz am Spitzenbrett konnte die gegnerische Dame für Turm und Läufer erbeuten, sodass er fortan am längeren Hebel saß und seine Partie siegreich zu Ende brachte. Mit 1:3 stand allerdings eine frustrierende Auftaktniederlage zu Buche.


In der Pause ließen die Kids die Seele auf dem Kreisstadtfest baumeln, ehe es noch am selben Tag mit Runde 2 weiterging. SW Nürnberg Süd stand auf dem Programm, wo es nun hieß, möglichst Schadensbegrenzung zu betreiben, denn es ging ja nicht einzig um den bayerischen Meistertitel, sondern auch um die Qualifikation zur Deutschen Meisterschaft (DVM). Dafür genügt im Zweifel auch Rang 2.

Johannes machte kurzen Prozess und tütete schon nach weniger als einer halben Stunde die Führung ein. Zu diesem Zeitpunkt lag auch Konny bereits einen vollen Turm vorne, sodass es nur noch eine Frage der Zeit war, bis auch seine Partie zugunsten des SKK ausging.


Bei dieser Begegnung war zwar der SK Kelheim auf dem Papier favorisiert, doch am Spitzenbrett hatte sich Moritz mit einem 2100er Kaliber auseinanderzusetzen. Nach knapp zwei Stunden gelang es ihm dennoch, stark ins Remis einzuschwenken, sodass die Begegnung bereits gewonnen war. Als Arthur am frühen Abend seinerseits noch einen vollen Punkt hinter schob, stand ein fulminanter 3,5:0,5-Sieg zu Buche. Damit war die DVM-Qualifikation weiterhin offen und selbst der Meistertitel musste noch nicht völlig abgeschrieben werden.

In der letzten Runde ging es gegen den FC Bayern München und die Ausgangslage war klar: Ein Unentschieden reicht zur DVM-Qualifikation, ein genügend hoher Mannschaftssieg bei gleichzeitiger Niederlage des Tabellenführers SK Gräfelfing sogar für den Meistertitel.

Es gab allerdings auch einen Wermutstropfen: Brett-1-Spieler Moritz stand am Sonntag nicht mehr zur Verfügung, was bereits lange vorher klar war. Deshalb rückten die Jungs ein Brett auf und Theodor Nickel, der beim Vorrunden-Triumph erfolgreich im Einsatz war, gab sein Final-Debüt. Allerdings kostete diese Personalrochade doch 100 DWZ an Spielstärkeschnitt. Nichtsdestotrotz war Kelheim nominell immer noch im Vorteil gegenüber dem FCB.


Doch schon bald sollte sich zeigen, dass der alkoholfreie Champagner wohl im Kühlschrank wird bleiben können. Theodor eroberte zwar früh in der Partie einen Bauern, geriet jedoch in eine Stellung, in der die Hälfte seiner Figuren nicht mitspielte und er sich massiven Drucks des Gegners ausgesetzt sah, der kaum zu parieren war. Daraus gab es nach knapp zwei Stunden kein Entrinnen mehr.
Zu diesem Zeitpunkt lag auch Konny bereits materialmäßig in Rückstand, sodass es auch hier eine Dreiviertelstunde später in den Graben ging. Damit durfte beim Zwischenstand von 0:2 schon nichts mehr schiefgehen, damit das zumindest mit der Qualifikation zur DVM noch was wird. Doppelt ärgerlich war, dass Spitzenreiter Gräfelfing relativ zeitig 1:3 verloren hatte, weswegen für den SKK auch das Tor zur Meisterschaft offen stand, wenngleich es dafür eines 3,5:0,5-Durchmarschs bedurft hätte.


Davon durfte man zu diesem Zeitpunkt längst nicht mehr träumen! Schon das Unentschieden zu halten, war ein Kraftakt: Johannes lag materialmäßig in Rückstand, während Arthur, der an diesem Tag das Spitzenbrett bespielte, in einer relativ ausgeglichenen Stellung um das Remis kämpfte. Bitter für Johannes, da er zwischendurch ein Remisangebot hatte, das er aber natürlich nicht annehmen konnte, weil es instant die Niederlage für die Mannschaft besiegelt hätte. So kämpfte er weiter und musste die Partie am Ende sichtlich entnervt verloren geben. Arthur brachte das Remis nach Hause, aber so setzte es in der Endabrechnung eine herbe 0,5:3,5-Klatsche.

Der SK Gräfelfing rettete trotz der Niederlage in Runde 3 den bayerischen Meistertitel über die Ziellinie und der FC Bayern München löste das zweite Ticket zur DVM 2025 U14 in Garching – herzlichen Glückwunsch!

Die Online-Tabelle zeigt Nürnberg und Kelheim punktgleich auf Rang 3. De facto jedoch ist Kelheim Dritter und Nürnberg Vierter, da die Drittwertung – der direkte Vergleich – für Kelheim spricht.




Für den SK Kelheim schließt sich damit eine weitere Tür zur DVM. Seit der DVM 2020 hatte der SKK jedes Jahr mindestens eine Mannschaft am Start. Nun muss es offenbar die U10 im Herbst richten – oder die Mädels! 😉
- U10 (Stuttgart) – ja: die Qualifikation findet im Herbst auf Landesebene statt.
- U12w (Neumünster) – im Prinzip ja, falls sich genügend Mädchen finden, die sich dem Wettbewerb stellen.
- U12 (Aurich) – nein: auf Landesebene in Runde 1 ausgeschieden.
- U14 (Garching) – nein: auf Landesebene im Finale ausgeschieden.
- U16w (Chemnitz) – im Prinzip ja, falls sich genügend Mädchen finden, die sich dem Wettbewerb stellen.
- U16 (Chemnitz) – nein: auf Bezirksebene im Finale ausgeschieden.
- U20w (Rotenburg/Wümme) – im Prinzip ja, die AK ist ohnehin offen. Aber: siehe U16w.
- U20 (Rotenburg/Wümme) – nein: als Siebter der U20 Bayernliga ausgeschieden.
Parallel zum Landesfinale der U14 kämpfte in Kelheim auch die Altersklasse U16 um Titel und Qualifikation. Hier konnte sich SF Augsburg vor SF München durchsetzen. Beide fahren zur DVM 2025 nach Chemnitz. SC Bavaria Regensburg und SC Noris-Tarrasch Nürnberg landeten auf den weiteren Plätzen.





Dazu gab es auch einen Zeitungsartikel: Bitteres Ende nach starkem Comeback: U14 des SK Kelheim schrammt am bayerischen Titel vorbei (Mittelbayerische Zeitung, Sport in der Region, 09.07.2025)